Das Thema Cyber Security hat das Österreichische Innenministerium und das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) seit Herbst 2011 intensiv beschäftigt. Die Awareness für dieses Thema konnte sowohl bei politischen Entscheidungsträgern, als auch bei Vertretern aus Behörden und Top-Entscheidern aus der Wirtschaft massiv gesteigert werden und der Schulterschluss zwischen den Vertretern aus diesen Bereichen ist geglückt.
Eine detaillierte Cyber-Risikoanalyse für Österreich unter Einbeziehung der relevanten Stakeholder wurde durchgeführt, strategische Überlegungen wurden angestellt und viele Grundsatzfragen z.B. auf der Cyber-Plattform des KSÖ diskutiert.
Jetzt ist es an der Zeit, von strategischen Überlegungen in die Maßnahmenplanung und konkrete Umsetzung zu gehen. Das ist damit auch das Thema des diesjährigen KSÖ-Sicherheitskongresses.
Cyber Security ist ein globales Thema, das ein Land alleine nicht lösen kann. Im Kongress wählen wir daher einen DACH-Ansatz, in dem Deutschland und die Schweiz mitgedacht und Experten aus diesen Ländern eingebunden werden. Außerdem beziehen wir Experten, die das Thema auf europäischer und internationaler Ebene behandeln, mit ein.
KSÖ präsentiert Cyber Risikomatrix für Österreich
Allein im Jahr 2010 hat Internetkriminalität einen Schaden von 81 Mrd. Euro verursacht.* Rund 70 % aller Erwachsenen wurden bisher mindestens einmal Opfer von Internetkriminellen.* Und die Angriffe steigen weiterhin rasant. Die Gefahr aus dem Cyber Space wird aber oft noch stark unterschätzt. Um das bestehende Bedrohungsszenario zu verdeutlichen, hat das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) jetzt erstmals nationale und internationale Experten das Risikopotenzial von Cybergefahren für Österreich analysieren lassen. Das Ergebnis ist eine Cyber Risikomatrix für Österreich, die in weiterer Folge auch in die Erstellung einer nationalen Cyber Security Strategie für Österreich einfließen soll und in dieser Form im internationalen Vergleich bisher einzigartig ist.
„Eines steht fest: die Gefahr aus dem Cyber Space wird weithin unterschätzt – vor allem auf Unternehmensseite. Wenn heute Angreifer aus dem Internet einem Staat schaden wollen, geht es aber nicht um Attacken auf Websites von Regierungen, sondern um Angriffe auf strategisch wichtige Infrastruktur wie Energie- und Wasserversorgung, Finanzsysteme, Telekommunikationsnetzwerke etc., die sich weitgehend in der Hand privater Unternehmen befindet. Daher wollen wir hier das Bewusstsein schärfen. Denn nur mit vereinten Kräften und durch einen Schulterschluss zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft können wir uns wirkungsvoll gegen Angriffe aus dem Web schützen", erklärt KSÖ-Präsident GD Mag. Erwin Hameseder.
Als nationaler Sicherheitscluster und Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit sieht das KSÖ seine Aufgabe darin, das Bewusstsein der Verantwortungsträger zu schärfen und die Möglichkeit dafür zu schaffen, strategisch relevante Betreiber kritischer Infrastruktur in die gesamtstaatliche Sicherheitspolitik einzubinden.
International einzigartig:
Im Vorfeld der Erstellung der Risikomatrix haben Experten rund 15 nationale Cyber Security Strategien anderer Länder analysiert. Natürlich werden teils ähnliche Risiken angesprochen, eine so umfassende Matrix wie sie jetzt in Österreich erstellt wurde findet sich aber bisher nirgends.
Methodik
Zur Erstellung der Cyber Risikomatrix organisierte das KSÖ im August 2011 Expertenworkshops mit hochrangigen Behördenvertretern, Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. Auf Basis anerkannter wissenschaftlicher Methoden und unter der Leitung des international renommierten Strategie-Experten Prof. Karl Rose wurden die Cyber Risiken für Österreich analysiert und diskutiert.
„Wir haben für die Workshops ein zweistufiges Gegenstromverfahren gewählt – eine für Risikomanagement weithin anerkannte und oft erprobte Methode. In der ersten Stufe wurde ein top-down Brainstorming durchgeführt, das zu einer inklusiven Übersicht bestehender Risiken führte. Das vorliegende Ergebnis ist damit noch bewusst breit angelegt. In der zweiten Stufe geht es dann um eine bottom-up Detailanalyse mit Experten aus dem jeweiligen Teilbereich. Zu diesem nächsten Schritt werden wir in weiteren Workshops kommen", erklärt Prof. Karl Rose.
Im jetzt vorgestellten Draft der Risikomatrix sind Risiken wie die mögliche Manipulation der IKT-Systeme von Anbietern kritischer Infrastruktur genauso enthalten wie mangelhafte politische und gesetzliche Rahmenbedingungen, fehlende institutionalisierte Kooperationen und mangelnder Informationsaustausch zwischen Wirtschaft und Behörden, fehlende Awareness für Cybergefahren, der Faktor Mensch als Sicherheitsrisiko und konkrete technische Schwachstellen und Angriffsmöglichkeiten.
Appell an die Wirtschaft
„Damit wir uns in Zukunft wirkungsvoll gegen Angriffe aus dem Cyber Space schützen können, müssen Entscheidungsträger aus der Wirtschaft erkennen, dass Cyber Security ein unternehmensstrategisches Thema ist und es umfassender Konzepte bedarf, um sich wirkungsvoll zu schützen. Wir appellieren daher an die Unternehmen, hier notwendige Schritte zu setzen und auch am notwendigen Informationsaustausch zwischen Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft mit zu wirken", so Hameseder abschließend.
Weiter in Richtung Cyber Security Strategie
Präsentiert wurde die Cyber Risikomatrix auch auf der Cyber Security Konferenz, die das KSÖ in Kooperation mit dem Bundesministerium für Inneres (BM.I) am 20. September 2011 veranstaltet hat. Rund 90 Entscheidungsträger aus den genannten Bereichen haben sich zu dieser Veranstaltung, die der Auftakt für die Erarbeitung einer nationalen Cyber Security Strategie für Österreich sein soll, eingefunden.
Unterschätze Gefahr
„Wir können davon ausgehen, dass jedes Unternehmen von Cyber Attacken betroffen ist. Und viele wissen es nicht einmal. Die CIA hat kürzlich 90 US-Firmen darüber informiert, dass sie gehackt wurden – 63 davon hatten das zuvor nicht einmal bemerkt. Das verdeutlicht das hohe Gefahrenpotenzial von nicht-erkannten IKT-Anomalien, wie es auch in der Cyber Risikomatrix für Österreich erkannt wurde", so der US-amerikanische Cyber Security und Anti-Terror Experte Richard Clarke, der als Gastsprecher zur Cyber Security Konferenz geladen war.
*Quelle: Norton-Bericht zur Cyberkriminalität der Computersicherheitsfirma Symantec
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