Gewaltschutz in Niederösterreich

Die Landespolizeidirektion Niederösterreich, das Kompetenzzentrum Sicheres Österreich – Landesclub Niederösterreich, das Gewaltschutzzentrum Niederösterreich und der Verein Neustart präsentierten am 6. Februar 2024 die Bilanz zu dem Thema Gewalt in der Privatsphäre.

Mag. Michaela Egger (Gewaltschutzzentrum NÖ) Landespolizeidirektor Franz Popp BA MA Alexander Grohs MSC (Verein Neustart) c LPD NÖ-Greene

Landespolizeidirektor Franz Popp, BA MA erklärte, dass im Jahr 2023 von der niederösterreichischen Polizei insgesamt 2.785 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen wurden. Das bedeutet eine Steigerung von rund 8 Prozent zum Jahr 2022. Die Steigerung hat auch damit zu tun, dass das Umfeld von Gewaltopfern sensibler geworden ist und daher auch schneller die Anzeige erstattet wird. Für die Erstintervention wurden von den Polizistinnen und Polizisten mehr als 18.300 Einsatzstunden aufgewendet. In Niederösterreich gibt es 215 besonders geschulte Polizeibedienstete im Bereich Gewaltprävention, die Opferkontaktgespräche und präventive Rechtsaufklärung durchführen. Die Ausbildung von weiteren 25 Polizistinnen und Polizisten ist für Oktober 2024 geplant. "Ein besonderer Dank gilt dem Gewaltschutzzentrum Niederösterreich und dem Verein Neustart für die hervorragende Zusammenarbeit, die bereits in der Ausbildung der Präventionsbeamtinnen und -beamten beginnt", betonte Popp.
Der Landespolizeidirektor bedankte sich auch bei dem für den Bereich Gewaltschutz tätigen Landestrainerteam, das sich für die Aus- und Weiterbildung der Präventionsbediensteten verantwortlich zeigen.

Das Gewaltschutzzentrum Niederösterreich betreute 2023 insgesamt 4.056 Personen. Die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Niederösterreich, Mag.a Michaela Egger, führte weiters aus, dass häusliche Gewalt als gesamtgesellschaftliches Phänomen zu sehen sei und es darum gehe, dass die Gewaltspirale zwischen den Akteuren unterbrochen wird. Weltweite Unsicherheit trage dazu bei, dass es auch in der kleinen Einheit Familie zu Stress kommt. Die Vorfälle in Beziehungsverhältnissen würden dabei oftmals an Häufigkeit und Schwere zunehmen. "Wir wissen auch, häusliche Gewalt kann tödlich enden", so Egger.
Als große Herausforderung sieht sie das Stalking im Online-Bereich. "Diese Gewaltform ist neu und die Gefährder sind uns meist einen halben Schritt voraus", sagte Egger.

"Die große Gefahr lauert hierzulande nicht auf der Straße, sondern in den eigenen vier Wänden", betont Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart Niederösterreich und Burgenland. Er führte weiteres aus, dass von den 2.543 zugewiesenen Personen im Jahr 2023 90 Prozent männlich waren. Positiv wurde angemerkt, dass sich 71 Prozent der Gefährder binnen 5 Tagen nach dem Ausspruch eines Betretungs- und Annäherungsverbotes gemeldet und einen Ersttermin vereinbart haben.
"Die wenigsten Gewalttäter wollen Gewalttäter sein", machte Grohs bewusst. Ein Hemmschuh seien allerdings noch immer vorkommende patriarchale Strukturen und Haltungen.


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