Kurzlehrgang des KSÖ Tirol in Kooperation mit dem Land Tirol und der LPD Tirol
Extremistische Organisationen und ihre Ideologien stellen eine zunehmende Herausforderung für demokratische Staaten und pluralistische Gesellschaften dar. Diese Gruppierungen akzeptieren Gewalt nicht nur zur Durchsetzung ihrer politischen, gesellschaftlichen und religiösen Ziele, sondern setzen diese auch gezielt ein, um Gesellschaften zu destabilisieren und soziale Spannungen zu provozieren.
Neben der Vermittlung grundlegender Kenntnisse im Bereich „Radikalisierung“ werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei diesem vom KSÖ-Tirol in Kooperation mit dem Land Tirol und der Polizei entwickelten Lehrganges mit Präventionskonzepten vertraut gemacht und insbesondere für die Notwendigkeit einer kooperativen und organisationsübergreifenden Zusammenarbeit sensibilisiert
Helmut Tomac, Präsident KSÖ-Tirol
Während die politisch, religiös oder gesellschaftlich motivierte Anwendung von Gewalt in Tirol die Ausnahme darstellt, wurde von den Staatsschutzbehörden festgestellt, dass sich immer mehr (junge) Menschen radikalisieren. Auch wenn diese Radikalisierungsprozesse in den meisten Fällen nicht zur Gewaltausübung führen, sind diese Entwicklungen eine ernstzunehmende Bedrohung der liberalen und rechtsstaatlich verfassten Gesellschaft:
- Bereits vor der Corona-Pandemie verzeichneten Staatsschutzbehörden einen Anstieg minderjähriger und jugendlicher Täter bei staatschutzrelevanten Straftaten. Besonders auffallend ist der wachsende Einfluss sozialer Netzwerke bei der Begehung solcher Tathandlungen, insbesondere bei rechtsextrem motivierten Straftaten. Oft werden diese Handlungen aus Unbesonnenheit, Geltungsbedürfnis und mangelndem Bewusstsein für die negativen Folgen begangen. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, bei denen eine tiefere ideologische Verfestigung erkennbar ist.
- Die LPD Tirol reagierte bereits letztes Jahr auf diese Entwicklungen, indem gemeinsam mit dem KSÖ-Tirol und der Ferrarischule Innsbruck das Rechtsextremismus-Präventionsprogramm „Social Media Krake“ ins Leben gerufen wurde und seitdem sehr erfolgreich umgesetzt wird.
Die Bekämpfung von Radikalisierung und Extremismus erfordert mehr als nur die Anstrengungen der Sicherheitsbehörden. Um individuelle, gruppenspezifische und gesellschaftliche Radikalisierungsprozessen wirksam entgegenzutreten, sind Kooperation und die Expertise sowohl behördlicher als auch zivilgesellschaftlicher Akteure unerlässlich.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem wie Radikalisierung kann nur durch eine gemeinsame Anstrengung gelöst werden.
Nachdem durch das IFGK – Institut für Gewaltprävention und Konfliktmanagement – in Wien ein eigener Einsemestriger Lehrgang zum Thema „Radikalisierung und Radikalisierungsprävention“ eingerichtet wurde, wird auch in Tirol den relevanten Systempartnern eine Ausbildung in diesem Bereich angeboten. Aus diesem Grund wurde vom KSÖ Landesklub Tirol in Kooperation mit dem Land Tirol und der LPD Tirol mit Unterstützung des IFGK dieser zweitägige Kurzlehrgang am 19. und 20. Juni 2024 am Bildungsinstitut Grillhof in Innsbruck/Vill organisiert. Dieser Kurzlehrgang leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der gegenseitigen Vernetzung und der Herstellung eines umfassenden gemeinsamen Informationsstandes zum Thema „Radikalisierung und Radikalisierungsprävention“.
Sicherheitslandesrätin Astrid Mair betont den Mehrwert des Kurzlehrgangs und die Aktualität des Themas: „Die Bekämpfung von Extremismus ist für die zuständigen Sicherheitsbehörden allein nur schwer möglich. Radikalisierungsprozessen, die wir aktuell verstärkt beobachten, muss auf breiter Basis und so früh wie möglich wirksam entgegengetreten werden. Der Kurzlehrgang bietet eine optimale Gelegenheit für den Austausch von Erfahrungen und die Weiterentwicklung von entsprechenden Strategien auf Ebene der Präventionsarbeit.“ Für Bildungslandesrätin Cornelia Hagele ist Bildung der Schlüssel zu einer gelungenen Prävention:
Gerade im Bildungsbereich ist es enorm wichtig, eine Kultur der Toleranz und des Respekts zu fördern. Indem wir Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, sich mit unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen und Empathie zu entwickeln, können wir Radikalisierung vorbeugen. Schulen spielen daher eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Radikalisierung.
Cornelia Hagele, Bildungslandesrätin Land Tirol