Wie können europäische Unternehmen global erfolgreich agieren und gleichzeitig hohe Standards in den Bereichen Datenschutz und Cybersicherheit gewährleisten? Wie kann das Potential der Digitalisierung erfolgreich genützt werden? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt eines „Zukunftslabors“ von Europaministerin Karoline Edtstadler zu „Sicherheit in einem gemeinsamen europäischen Datenraum“ mit den Teilnehmern des KSÖ Sicherheitsforum Digitale Wirtschaft am 2. Juni 2021 in den Räumlichkeiten des Bundeskanzleramts.
Chancen der Digitalisierung stärker nützen – Gefahren effizient bekämpfen
Eines der 10 Themen im Rahmen der EU-Zukunftskonferenz sei „Digitaler Wandel“, daher sei der Austausch mit der Bevölkerung, aber auch mit Expertinnen und Experten wichtig, betonte die Europaministerin. „Das Potenzial und die Bedeutung des digitalen Raums ist für Europa im globalen Wettbewerb entscheidend. Die Pandemie hat die Chancen der Digitalisierung, aber auch Herausforderungen und Risiken wie Hass im Netz, Desinformation sowie Cyberbedrohungen, verdeutlicht“, so Edtstadler.
Die Covid-19-Pandemie habe aufgezeigt, welche Bedeutung die Digitalisierung in unserem täglichen Leben und Arbeiten hat. Auch im EU-Aufbauplan zur wirtschaftlichen Erholung seien 20 Prozent der Mittel für die digitale Transformation vorgesehen; Österreich geht sogar darüber hinaus und plant, 41 Prozent in diesen Bereich zu investieren. „Unser Ziel muss sein, einen einheitlichen und sicheren Datenraum in der EU zu schaffen. Wir müssen einerseits die Chancen der Digitalisierung nutzen und andererseits Gefahren im Netz effizient bekämpfen“, betonte Europaministerin Edtstadler.
Cybersicherheit erfordert Investitionen in Bildung und Zusammenarbeit auf allen Ebenen
Einhelliger Tenor der Gesprächspartner: Technologien und Systeme seien weitgehend vorhanden; jedoch müsse man auf Aus- und Weiterbildung setzen. Laufend vermitteltes Know-how zu Digitalisierung müsse künftig nicht nur IT-Fachkräften vermittelt werden, sondern werde zum Bestandteil fast aller Berufe. Die „digitale Fitness“ beginne bereits im Kindergartenalter und beinhalte sowohl Lebenslanges Lernen (auf betrieblicher Ebene und darüber hinaus) und Zertifizierungen als auch den Ausbau von Exzellenzinitiativen auf Hochschulniveau. Nur mit entsprechendem Wissen und Bewusstseinsbildung würden hohe Sicherheitsstandards in der digitalen Welt erfolgreich angewandt werden können.
Zudem sei es wichtig, eine ausgewogene Balance für staatliches Handeln zu finden: Zum einen seien staatliche Behörden als „schützende Hand“ für Themen der Cybersicherheit durchaus gefragt, zum anderen stünden viele Bürgerinnen und Bürger der Nutzung von personenbezogenen Daten durch diese Behörden skeptisch gegenüber, etwa im Gesundheitsbereich. Vor allem im Bereich der kritischen Infrastruktur (staatliche Institutionen, Nationalbank, Bundesrechenzentrum) müsse größter Wert auf Datensicherheit gelegt werden. Um Innovation in Forschung und Entwicklung zu ermöglichen, müsse das Motto lauten: So viel Sicherheit wie notwendig, so viel Freiraum wie möglich. Diese unterschiedlichen Interessen und Erwartungen seien nur durch die Schaffung von Vertrauen und den permanenten Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Technik und Bevölkerung gesamtgesellschaftlich zu lösen.
Finanzielle Mittel von Seiten staatlicher Behörden müssten zudem zielgerichteter eingesetzt werden, etwa auch für die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) oder Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Während größere Unternehmen vergleichsweise gut aufgestellt seien, bestehe in diesem Bereich Handlungsdarf, etwa bei der Nutzung von (sicherem) Online-Handel, bei der Investitionsbereitschaft und im Know-how.
Auf EU-Ebene seien entsprechende einheitliche Regeln, Rechtssicherheit für das globale Handeln und eine raschere Koordinierung erforderlich, um Digitalisierung länderübergreifend in seiner positiven Form nützen zu können. Cybersicherheit zu schaffen sei nicht nur Aufgabe jedes einzelnen Unternehmens, sondern aller Beteiligten. Letztlich hängt nach Ansicht der Experten davon auch die Reputation des Wirtschaftsstandortes ab.
Europaministerin für mehr Tempo und bessere Vernetzung bei Entscheidungen zu Cybersicherheit auf EU-Ebene
Europaministerin Edtstadler hob abschließend hervor, dass die EU sich intern im Bereich Cybersicherheit besser vernetzen und auf mehr Tempo setzen müsse. „Die Pandemie hat gezeigt, dass Digitalisierung aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Wir müssen allerdings besser gerüstet sein, um Krisen schneller und effizienter bekämpfen zu können.“ Projekte wie das digitale grüne Zertifikat, aber auch die digitale Identität (EUid) müssten rasch, aber sicher umgesetzt werden können. Auch Bedrohungsszenarien würden immer stärker digital. Für die Zukunft sei der Ausbau der digitalen Kompetenzen entscheidend.
(c) Andy Wenzel, BKA